Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe Bundesverband e. V.

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Was ist Sucht?

Sucht ist eine Krankheit.

Der psychosozialen Definition zufolge ist Sucht ein "unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Glücks-, Erlebnis- oder Bewusstseinszustand. Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstands untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung einer Persönlichkeit und zerstört die sozialen Bindungen und die sozialen Chancen des Individuums."

Anzeichen für das Vorliegen einer Suchtkranheit:

Damit ein Verhalten als Sucht beziehungsweise Abhängigkeit gilt, sind folgende Kriterien aufgestellt worden:

  • Starker Wunsch, zwanghaftes Verlangen nach Konsum.
  • Verminderte Kontrollfähigkeit bis zum Kontrollverlust, übermäßiger Konsum, Nicht-mehr-Aufhören-Können.
  • Körperliche Entzugssymptome.
  • Es werden immer größerer Mengen benötigt, damit die Wirkung eintritt (Toleranzentwicklung).
  • Ein großer Zeitaufwand wird in Kauf genommen, um das Suchtmit - tel zu beschaffen, zu nehmen und sich davon zu erholen. Andere Interessen werden vernachlässigt.
  • Die Substanz wird wider besseres Wissen und trotz eintretender schädlicher Folgen weiter genommen.

Sind drei der oben genannten Punkte im Laufe eines Jahres aufgetreten, gilt ein Mensch als abhängig.

Anzeichen für Alkoholabhängigkeit

Gemäß Diagnostischem und Statistischem Leitfaden psychischer Störungen (DSM-5) liegt eine so genannte Alkoholkonsumstörung vor, wenn die Betroffenen durch ihren Alkoholkonsum zunehmend beeinträchtigt sind und mindestens zwei der folgenden Kriterien innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten erfüllt sind:

  • Der Betroffene trinkt häufig Alkohol in größeren Mengen oder länger als beabsichtigt.
  • Der Betroffene wünscht sich oder versucht vergebens, weniger zu trinken oder den Alkoholkonsum stärker zu kontrollieren.
  • Der Betroffene investiert viel Zeit, um sich Alkohol zu beschaffen, diesen zu konsumieren oder sich von dem Konsum zu erholen.
  • Der Betroffene verspürt ein starkes Verlangen nach Alkohol.
  • Der Betroffene trinkt so häufig Alkohol, dass er seinen Verpflichtungen auf der Arbeit, in der Schule oder daheim nicht mehr nachkommen kann.
  • Der Betroffene trinkt auch weiter Alkohol, wenn dadurch zwischenmenschliche Konflikte entstehen oder verschärft werden.
  • Der Betroffene schränkt wichtige berufliche, soziale oder Freizeitaktivitäten durch seinen Alkoholkonsum ein oder gibt diese ganz auf.
  • Der Betroffene bringt sich durch seinen Alkoholkonsum wiederholt in körperliche Gefahr.
  • Der Betroffene ignoriert körperliche oder psychische Probleme, die womöglich mit seinem Alkoholkonsum in Verbindung stehen.
  • Der Betroffene muss seinen Konsum zunehmend steigern, um die gleiche Wirkung zu erzielen.
  • Der Betroffene leidet ohne Alkohol an Entzugssymptomen, die sich etwa in Angst, Übelkeit und Erbrechen oder Unruhe äußern. Oder er konsumiert Alkohol oder ähnliche Substanzen, um diese Entzugssymptome zu vermeiden oder zu lindern.

Diagnosekriterien der Abhängigkeit nach ICD - 10

Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme ( ICD = International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems ) ist das wichtigste, weltweit anerkannte Diagnoseklassifikationssystem der Medizin. Es wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben. In Deutschland sind die an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärzte und ärztlich geleiteten Einrichtungen verpflichtet, Diagnosen nach ICD - 10 zu verschlüsseln.

  1. Starker Wunsch oder Zwang eine Substanz zu konsumieren oder etwas immer wieder zu tun. So verspürt ein alkoholkranker Mensch ein starkes Verlangen nach dem nächsten Schluck, der Nikotinsüchtige die Gier nach der nächsten Zigarette. Dieses Verlangen kann auch dann stark sein, wenn noch keine körperliche Abhängigkeit vorhanden ist, also keine körperlichen Symptome beim Entzug auftreten.
  2. Kontrollverlust Ein zweites Kennzeichen einer Sucht ist der Kontrollverlust. So ist beispielsweise ein Alkoholkranker kaum in der Lage zu kontrollieren, wann er trinkt, bzw. wann er mit dem Trinken aufhört und wie viel Alkohol er konsumiert. Ein Spielsüchtiger oder Kaufsüchtiger wird weiterspielen und einkaufen, auch wenn er es sich finanziell gar nicht mehr leisten kann.
  3. Abstinenzverlust Aus der Unfähigkeit, den Konsum einer Droge zu kontrollieren, bzw. auf ein bestimmtes Verhalten zu verzichten, resultiert der Verlust zur Abstinenz. Das geht soweit, dass der suchtkranke Mensch selbst dann auf seine Drogen nicht verzichten kann, wenn die Sucht bereits schwere gesundheitliche oder soziale Konsequenzen hat. So gibt es starke Raucher, die trotz einer Herzerkrankung nicht auf Zigaretten verzichten, oder Menschen die weiter trinken , obwohl ärztliche Untersuchungen eindeutig ergeben haben, dass Ihre Gesundheit in Gefahr ist (z.B. erhöhte Leberwerte oder Leberzirrhose). Sie sind während der Arbeitszeit oder auch im Straßenverkehr alkoholisiert. Sie trinken weiter, obwohl sie Probleme in der Familie / mit dem Partner haben oder der Alkohol der Grund eines drohenden Arbeitsplatzverlustes ist.
  4. Toleranzbildung Menschen, die in eine Sucht schlittern, brauchen immer größere Mengen ihrer Droge, um den gleichen Effekt zu erzielen. Der Körper gewöhnt sich an die Droge, der Konsum steigt. Das kann auch für Verhaltensweisen mit Suchtcharakter gelten, die häufig immer weiter ausufern. Ein Beispiel ist die Glücksspielsucht.
  5. Entzugserscheinungen (Entzugssyndrom) Die heftigsten Entzugserscheinungen treten beim Absetzen harter Drogen wie Heroin aber auch bei Alkoholikern beim Entzug auf. Sie reichen von verhältnismäßig leichten Symptomen wie Schwitzen, Frieren und Zittern bis hin zu starken Gliederschmerzen, Schlafstörungen, Halluzinationen und Kreislaufzusammenbrüchen. Da die Gier nach der Droge dabei ins Unermessliche wächst, ist ein Entzug aus eigener Willenskraft kaum zu schaffen. Verhaltenssüchte oder -zwänge wie Spiel- oder Kaufsucht machen natürlich nicht körperlich abhängig wie substanzbaiserte Süchte. Der Kick für den Suchtkranken beruht aber auf biochemischen Prozessen im Gehirn. Bleiben sie aus, können durchaus Entzugserscheinungen auftreten wie Nervosität, Aggressivität und der unwiderstehliche Drang, das Suchtverhalten wieder auszuüben.
  6. Rückzug aus dem Sozialleben Wer in einer Sucht gefangen ist, verliert das Interesse an anderen Beschäftigungen. Hobbies, soziale Kontakte und selbst der Beruf werden vernachlässigt. Die Droge, egal ob eine Substanz oder ein bestimmtes Verhalten, wird zum Lebensmittelpunkt.

Quelle:www.suchtselbsthilfe-wettenberg.de/ICD-10.pdf

Folgen der Sucht

Ein abhängiger Mensch leugnet seine Sucht vor anderen. Er wird versuchen, sie so lange wie möglich geheim zu halten. Die meisten Suchtkranken haben gescheiterte Versuche hinter sich, den Konsum des Suchtmittels zu unterlassen und ihn zu kontrollieren. Dadurch fühlt sich der Suchtkranke schuldig, und die Verzweiflung über das eigene "Versagen" nimmt zu. Hinzu kommt, dass Suchtkranke und ihre Angehörigen als Randgruppe betrachtet und stigmatisiert werden. Stigmatisierung ist ein Prozess, in dem ein bestimmtes Merkmal, z. B. eine Suchtkrankheit, dazu führt, dass Menschen mit einem "Etikett " versehen, mit negativen Stereotypen in Verbindung gebracht, ausgegrenzt, geringer wertgeschätzt, diffamiert und diskriminiert werden.

Manchmal gelingt es, ein Suchtmittel wegzulassen. Es kann dann aber zu einer Suchtverlagerung kommen. Das heißt, ein neues Suchtmittel oder Suchtverhalten ersetzt das erste. Längere Phasen der Sucht können zu Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken führen.

Abhängigkeit hat soziale Folgen. Abhängige leben infolge von Scham und Stigmatisierung häufig isoliert, Beziehungen, Freundschaften und soziale Kontakte gehen verloren. Dazu kann Ärger am Arbeitsplatz bis hin zum Verlust der Arbeit kommen. Die Folge sind Schuldgefühle, Verlust des Selbstwertgefühls und mögliche materielle und finanzielle Probleme. Der exzessive und oft langjährige Missbrauch eines Suchtmittels zieht körperliche Schäden nach sich, die Gesundheit und Psyche stark gefährden. Die Abhängigkeit wird zum Teufelskreis für die soziale und gesundheitliche Situation und gefährdet auch die Familie.