Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe Bundesverband e. V.

Untere Königsstr. 86 • 34117 Kassel • Tel. 0561 780413 • Fax 0561 711282

Erfahrungen von Suchtkranken

"Als Suchtkranker heißt Abstinenz für mich: Freiheit von meinen Lebensängsten und dadurch auch von meinem Suchtmittel. Abstinenz ist für mich etwas Lebendiges und sehr Persönliches, das jeder für sich individuell gestalten darf. Dabei gibt es kein gut oder schlecht, feige oder mutig. Wichtig ist allein die persönliche zufriedene Abstinenz. Der Weg dorthin liegt in meinen eigenen Händen – eine Freiheit, die mir übrigens die Abstinenz zurückgegeben hat.“
Andreas

„Ich muss aufpassen. Mein Wunsch nach Perfektion setzt mich unter Druck. Und Druck habe ich jahrelang weggespült. Man trainiert sich falsche Lösungswege an, aber man hat immer auch die Chance, andere Wege zu gehen. Aber es ist mühsam, und man muss aufmerksam sein.

Hilfe habe ich durch den regelmäßigen Besuch des Freundeskreises. Heute weiß ich, dass ich angekommen bin. Es tut mir gut. Ich brauche diesen ehrlichen Umgang miteinander. Wenn meine Aufmerksamkeit nachlässt, ist jemand anderes da, der eventuell merkt, dass ich auf eine Falle zusteuere. Und ich setze mich weiter mit dem Thema "Alkohol und Abhängigkeit" auseinander. Zurzeit nehme ich an Fortbildungen teil. Ich möchte mehr über das Warum und Weshalb erfahren.“
Elke

„Um unsere Tochter zu schützen, hatten wir ihr gesagt, dass sie in der Realschule nicht erzählen soll, dass ihr Vater trockener Alkoholiker ist. Wir hatten Angst, dass die anderen Kinder darauf grausam reagieren. Dann passierte aber Folgendes: In der Nähe der Schule hatte ein Wohnungsloser übernachtet. Die Mitschüler machten sich lustig über ihn. Da ist unsere Tochter aufgestanden und hat gesagt: 'Wenn ihr nicht aufhört, über den Alkoholiker zu lästern, dann bringe ich meinen Vater mit. Das ist ein richtiger Alkoholiker.' Als ich das hörte, habe ich geweint. Meine Tochter war stolz auf ihren Papa, den trockenen Alkoholiker."
Gerhard

"Ich würde sagen, ich habe gut zehn Jahre dafür gebraucht, ernsthaft zu realisieren, dass nicht ich meinen Alkoholkonsum kontrollierte, sondern der Alkohol mein Leben beherrschte."
Silke